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Kannst du ein Leben retten?
Bei vielen von uns ist der Erste Hilfe Kurs schon länger vorbei. Einige Menschen wissen nicht so recht, was sie bei einem Notfall tun sollen.
Anita und ich machen immerzu die Erfahrung, dass viele Erste Hilfe leisten wollen, aber häufig überfordert sind, Verantwortung zu übernehmen.
Wie ist es bei dir? Kannst du in einem Erstfall all´ deinen Mut aufbringen, ein fremdes Leben, das Leben deiner(s) Liebsten, oder deiner Kinder zu retten?
Anita Kaiser (Notfallmedizinerin), gibt dir heute wertvolle Tipps, wie du bei einem Sommer-Notfall bei dir, oder in deiner Familie reagieren solltest.
Wie reagierst du bei einem Sonnenstich
Entstehung: Bei einem Sonnenstich werden deine Hirnhäute in deinem Kopf und in deiner Halswirbelsäule durch intensive Sonnenstrahlung gereizt. Es kommt zu einer Erweiterung deiner Blutgefäße. Die Folge kann eine Hirnschwellung sein
Betroffene: Wenn du über wenig Haare auf deinem Kopf verfügst, oder du gar eine Glatze hast, dann bist du eine gefährdete Person. Oder wenn du ein Klein(Kind) hast, ist auch besondere Vorsicht geboten, da ist die Schädeldecke noch dünner ist, als bei uns Erwachsenen. Schwimmst du gerne im See oder im Freibad, dann kann es sein, dass du durch das Wasser die anfällige Hitze nicht spürst.
Genauso verhält es sich, wenn du in einem Cabrio fährst, den kühlen Fahrtwind verspürst und nicht die brütende Sonne wahrnimmst.
Symptome: Wenn du einen Sonnenstich hast, dann verspürst du plötzliche-, meist heftige Kopfschmerzen, Schwindel oder Übelkeit. Ein roter, heißer Kopf ist ein Alarmsignal. Ein Sonnenstich kann bei dir Bewusstseinstrübung- und sogar Bewusstlosigkeit auslösen.
Deine Reaktion: Sofort ´raus aus der Sonne. Kühle mit feuchten Tüchern deinen Kopf und deinen Nacken, trinke (Mineral)Wasser. Lagerung mit leicht erhöhtem Oberkörper. Bettruhe bis zum Abklingen der Beschwerden. Eventuell schmerzstillende Medikamente.
Vermeidung: Trage eine Kopfbedeckung welche nicht lichtdurchlässig ist (Kappe und keinen Strohhut) und eine Sonnenbrille Vermeide die pralle Sonne und suche öfters den Schatten auf.
Wie reagierst du bei einem Hitzschlag?
Entstehung: Der Hitzschlag ist der gefährlichste medizinische Hitzeschaden und ein medizinischer Notfall.
Dieser ensteht durch eine Überlastung deiner Wärmeregulationssysteme in deinem Körper, wenn deine Umgebungstemperatur und zusätzlich die Luftfeuchtigkeit sehr hoch sind und deine Wärmeabgabe deines Körpers gestört ist.
Ein Hitzschlag kann durch keine direkte Sonneneinstrahlung enstehen. Zum Beispiel im Auto, bei nicht eingeschalteter Klimaanlage. Häufig entsteht der Hitzschlag durch einen Sonnenstich. Dabei sind die Übergänge fließend.
Symptome: Dein Körper produziert keinen Schweiß mehr und deine Temperatur steigt über 40 Grad Celsius. Bei einem Hitzschlag bricht durch Überhitzung und Flüssigkeitsmangel deine gesamte Temperatur- und Kreislaufregulation zusammen. Heiße trockene Haut, Kopfschmerzen, Schwindel, Erbrechen, beschleunigte Atmung und Herzschlag, Sehstörungen, Halluzinationen, Bewusstlosigkeit und Krampfanfälle können die Folge sein.
Betroffene: Sportler, Personen die Wärme produzierenden, oder Hitze exponierten Tätigkeiten (Hochofenarbeiter, Bauarbeiter), untrainierte Menschen, Übergewichtige, ältere Menschen und Säuglinge, die nicht über eine ausreichende Schweißproduktion verfügen.
Deine Reaktion: Sofort in den Schatten, ausreichend Flüssigkeit zuführen. Rufe bei Bewusstlosigkeit sofort den Notarzt (Euronotruf: 112). Kühle den ganzen Körper großflächig mit feuchten Tüchern, um die Temperatur zu senken.
Vermeidung: Keine Kinder im Auto alleine zurück lassen. Vermeide unbedingt bei hohen Temperaturen anstrengende Tätigkeiten oder Sport im Freien. Trage atmungsaktive Kleidung. Kühle dich bei hohen Außentemperaturen immer wieder mit kaltem Wasser ab. Trinke ausreichend Mineralwasser. Verlege dein Training im Freien möglichst früh am Morgen, oder am Abend. Trainiere in kühlen Kellerräumen.
Wie verhältst du dich, wenn eine Zecke an dir klebt?
Entstehung: Einen Zeckenstich kannst du dir bei folgenden Aktivitäten "einfangen": sporteln im Wald, Spielen mit Kindern im Freien, Gartenarbeit, Wandern, Mountainbiken im dichten Wald, Camping, Schlafen im Freien,...
Anhaftende Zecken werden selten früh bemerkt, weil ihr Stich schmerzlos ist und der kleine Parasit einen schmerzstillenden Stoff in deine Haut spritzt. In den meisten Fällen bleiben Zecken bis sie vollgesogen sind unentdeckt, können bis zu zehn Tagen (!) auf deiner Haut bleiben und fallen von selbst ab. Zecken findest du vor allem in der Wiese.
Symptome / Erkennung: Lokale, kreisrunde Rötung an der Einstichstelle. Dunkler Punkt --> Nach einigem Saugen nimmt der Zeckenkörper aber an Volumen und Größe zu. Schon nach wenigen Stunden ist die Zecke gewachsen. Doch auch wenn das Insekt bereits relativ groß ist, wirst du es häufig übersehen, da Zecken gerne an versteckten Stellen stechen. Eine „beliebte“ Stelle für einen Zeckenstich kann auch dein Intimbereich sein. Juckreiz kommt sehr selten vor.
Falls du grippeähnliche Symptome hast (Fieber, Kopf-, Gliederschmerzen, Müdigkeit, Nackenstarre, Lichtscheu, Schwindel) kann dies eine FSME-Infektion sein, welche symptomatisch behandelt wird.
Kommt es nach 14 Tagen zu einer handtellergroßen Rötung, welche an eine Zielscheibe erinnert, kann dies ein Zeichen für eine Borreliose sein, welche antibiotisch therapiert werden muss. Daher ab zum Hausarzt.
Betroffene: Sportler, Kinder, Wanderer, Camper, Badegäste am See, Grillen im Garten, Landwirte, Personen die im Wald arbeiten,...
Deine Reaktion: Von der Anwendung von Vaseline, Nagellack oder Ölen rate ich dir ab. Eine anhaftende Zecke kannst du ganz einfach mit einer Pinzette entfernen. Fasse die Zecke dabei so nah wie möglich an deiner Haut – an ihren Mundwerkzeugen. Ziehe die Zecke stetig – nicht ruckartig oder drehend – aus der Haut. Es ist möglich, dass Teile der Mundwerkzeuge abbrechen und in der Haut bleiben. Aber keine Sorge: das ist harmlos, sie werden einige Tage später abgestoßen. Falls vorhanden, desinfiziere bitte abschließend die Stelle mit einem Alkohol-Tupfer.
Vermeidung: Die wichtigste Vermeidung ist die FSME-Impfung, denn es gibt keine kausale Therapie. Verwende ein Zeckenschutzmittel. Wenn du dich im Freien aufhältst, untersuche dich regelmäßig. Trage lange, geschlossene, helle Ober-, Unterbekleidung und Socken. Streife nach jedem Waldspaziergang deine Arme, Hände, Füße und Beine mit beiden Handflächen ab. Vermeide hohes Gras, Unterholz oder Laubstreu.
Wie verhältst du dich bei einem Wespenstich in den Hals?
Entstehung: Unachtsamkeit beim Verzehren von süßen Getränken und Lebensmittel, Wandern, Grillen, beim Essen, Sport im Freien, Gartenarbeit,...
Symptome / Erkennung: Rötung an der Einstichstelle, Juckreiz, Brennen, allergische Reaktion, Änderung des Wohlbefindens
Betroffene: 3,5 % der Bevölkerung reagieren auf Bienen- und Wespenstiche allergisch.
Deine Reaktion: Mit Kälte kannst du gut deine schmerzenden Insektenstiche behandeln. Beachte aber: Kühle immer von außen nach Innen.
Wickle dir kalte Kompressen um deinen Hals, oder kühle mit gefrorenen Lebensmittel aus deiner Kühltruhe. Lege dir diese aber nicht direkt auf deine Haut um Erfrierungen zu vermeiden, sondern wickle diese in ein Tuch. Lutsche einen Eiswürfel. Beobachte den Stich und - vor allem - dein Empfinden weiter. Wenn der Insektenstich besonders gespannt oder geschwollen ist, Eiter an der Einstichstelle auftritt, du dich krank fühlst, oder du geschwollene Lymphknoten bekommt, sollte dein Hausarzt die Insektenstiche behandeln. Möglicherweise hat sich der Stich entzündet.
Wenn sich dein Empfinden verändert, oder du eine allergische Reaktion bemerkst (Schwellung an der Einstichstelle begleitet von Symptomen wie Atemnot, Schwellungen im Gesicht und am Hals, allgemeine Hautrötung, Übelkeit, Schwitzen, anaphylaktischer Schock) benötigst du sofort Medikamente (Antihistaminika, Kortison, Adrenalin) um die Überreaktion deines Immunsystems in den Griff zu bekommen. Rufe sofort den Notarzt (Euronotruf: 112).
Bei Insektenstichen im Mund-, oder Rachenraum ist ebenfalls ärztliche Hilfe (Euronotruf: 112) nötig. Die Schwellung der Schleimhaut kann Atemnot verursachen. Lutsche sofort Eiswürfel und kühle deinen Hals mit kalten Kompressen, oder mit Lebensmitteln aus deiner Kühltruhe. Trinke regelmäßig sehr kaltes Wasser. Bewahre bitte Ruhe und atme ruhig und gleichmäßig durch deine Nase ein und aus bis der Notarzt eintrifft.
Vermeidung: Falls du Allergiker/in bist, trage immer entsprechende Medikamente bei dir. Zuckerhaltige Speisen und Getränke nie unbeaufsichtigt lassen. Bedecke deine Getränke und dein Essen und trinke aus einem dünnen Strohhalm. Mund schließen beim Radfahren :-)
Wir wünschen dir, dass oben angegebene Notfälle bei dir nie eintreten werden.
Komme bitte fit, gesund und lebensfroh durch deinen Sommer 2019,
Anita & Markus
Bildernachweis: Privatbilder vom RK-Braunau und www.pixabay.com (2019)